Per Rad auf dem Jakobsweg von Bilbao nach Santiago de Compostela

Vom 28.09. bis 11.10.2019 fuhren wir von Bilbao auf dem Camino del Norte, dem nördlichen Jakobsweg, nach Santiago de Compostela. Unsere zweiwöchige „Wallfahrt“ entlang der Atlantikküste führte uns in 10 Tagesetappen mit 40 bis 90 km Länge von der Hauptstadt des Baskenlandes durch Kantabrien und Asturien bis zur Hauptstadt Galiciens.

 

Unsere Etappen

Datum Start Ziel Strecke Höhenmeter
28.09.2019 Prag Bilbao: Airport – Hostel 17,1 km 275 m
29.09.2019 Bilbao Laredo 69,9 km 1.171 m
30.09.2019 Laredo Santillana del Mar 82,3 km 1.292 m
01.10.2019 Santillana del Mar Celorio 70,6 km 1.019 m
02.10.2019 Celorio Gijón 92,8 km 1.492 m
03.10.2019 Gijón Arteu 63,7 km 891 m
04.10.2019 Arteu El Franco 80,3 km 1.180 m
05.10.2019 El Franco Mondoñedo 72,3 km 1.035 m
06.10.2019 Mondoñedo Baamonde 59,4 km 859 m
07.10.2019 Baamonde Arzua 53,0 km 885 m
08.10.2019 Arzua Santiago de Compostela 37,2 km 554 m
09.10.2019        
10.10.2019        
11.10.2019 Santiago de Compostela Prag    

 

Die Karte

 

Tourtagebuch

von Julia

28. September 2019, Reichenbach – Prag – Barcelona – Bilbao Airport – Bilbao Hostel

Entfernung: 17,1 km, Anstieg: 275 m, Abstieg: 250 m
Nach einem Gläschen Wein und gefühlten 3 unerholten Stunden Schlaf ging es, nachdem alle Räder im Bus verstaut wurden, gegen 5 Uhr Richtung Prager Flughafen. Schnell den blauen Blitz im Parkhaus geparkt, treffen wir die Anderen am Gate. Klischeemäßig tanzt einer aus der Reihe. Es ist Robert. Sein Radkarton ist um einiges größer als die der Anderen. Doch er hat Glück. Sein Rad darf mit ihm reisen. In Barcelona werden wir beim Umverladen der Räder Zeuge, wie unwillige Flughafenmitarbeiter mit zu groß geratenen Kartons umgehen. Wir haben wieder Glück und alle Räder fliegen weiter nach Bilbao. Dort angekommen sind wir allerdings lange mit dem Zusammenbau beschäftigt. Trotz der Buchung eines größeren Autos, eigentlich ein kleiner Bus, erhielten wir für denselben Preis nur einen Kombi, der uns die nächsten Tage beim verpacken viel abverlangte. Die Teams sind schnell gebildet. Eike, Ramona, Robert, Carola, Jörg und ich (Julia) auf die Sättel. Henry (Roberts Vater) und Ebse (Ramonas Mann) hinter das Lenkrad des Begleitfahrzeuges. Dank dieses Umstands waren die Radler mit wenig Gepäck unterwegs. Die erste Unterkunft, ein Hostel, ist einfach aber gut. Der Weg dorthin allerdings tückisch. Wir müssen sogar kurz auf der Autobahn fahren… In der Nacht stillen wir unseren Hunger mit einem Döner, der uns zu viiiel zu lauter Musik „serviert“ wird.

 

29. September 2019, Bilbao – Laredo

Entfernung: 69,9 km, Anstieg: 1.171 m, Abstieg: 1.236 m
Unser erster richtiger Fahrtag beginnt wie es kommen musste. Wir verschlafen. Besser gesagt unser Zimmer (Henry, Robert, Jörg und ich). Gut ausgeschlafen betreten wir den Frühstücksraum. Es gab wohl einen Feueralarm wegen eines Toasters und Eike hat sein Müsli durch den Saal geworfen. Weiter ging es mit einem Platten an Roberts Rad. Nachdem wir dies behoben haben, können wir starten. Zuerst durch die Stadt, dann auf gut ausgebauten Rad- und Laufschnellwegen. Dieser führt uns ans Meer. Wir machen eine Kaffeepause und bestaunen Poledancerinnen am Strand. Nach der Hälfte der Tour, eine wirklich schöne Strecke entlang der Küste, wird uns klar, dass wir die nächsten Tage ganz schön Höhenmeter machen müssen. Es geht im ständigen Wechsel auf und ab. Unsere Muskeln (oder das, was mal welche werden wollen) sind damit noch überfordert. Das soll sich die nächsten Tage aber bessern.
Wir kommen bereits ganz schön erschöpft in Laredo an und erfahren direkt den ersten Dämpfer. Der Campinglatz schließt am kommenden Tag und nimmt eigentlich keine Camper mehr auf. Da wir wenig Lust verspüren noch weiterzuradeln, um wieder vor verschlossenen Toren zu stehen, haken wir nochmal nach und machen deutlich, dass wir nur eine Nacht bleiben wollen und mit den anderen letzten Campern gleich Früh den Platz verlassen. Für läppische 40 € (!!!) dürfen wir nun doch bleiben. Das feiern wir bei einem üppigen Essen. Jörg und ich nutzen die günstige Lage für einen Sprung in die Bucht.

 

30. September 2019, Laredo – Santillana del Mar

Entfernung: 82,3 km, Anstieg: 1.292 m, Abstieg: 1.175 m
Gut erholt, die Zelte verpackt und die Räder gesattelt starten wir voller Eifer in die nächste Etappe. Laredo liegt in einer langgezogenen Bucht am Meer, die Berge gleich im Hintergrund immer parallel zur Küste. Das diese uns noch zum Verhängnis werden sollen, ahnen wir am Morgen noch nicht. Eike und Jörg diskutieren die Route. Am Ende fahren wir „eine Abkürzung“. Diese geht zwar nicht an einer größeren Straße entlang, dafür aber über so ziemlich jeden Gipfel der Umgebung. So werden die nächsten 15 km zur Qual. Die Strecke und der Blick zurück in die Bucht sind wirklich traumhaft, aber nach wenigen Kilometern wird der Weg so steil, dass wir nur noch schieben können. Nach ein (oder zwei ?) Stunden flucht auch die letzte Person. Carola berichtet von Nahtoderfahrungen und so langsam machen wir uns Sorgen, ob wir die Tagesetappe (85 km!) überhaupt noch schaffen. Gegen Mittag haben wir gerade mal 15 km geschafft. Nachdem wir den Weg bergab gefunden haben, plündern wir eine kleine Kneipe in einem Örtchen im Tal und füllen unsere Energiespeicher auf. Danach halten wir uns strikt an die Landstraße und meiden jedes Risiko. Am Abend wissen wir, was wir gemacht haben. Alle sind knülle, aber glücklich. Wortlaut Carola: „Es soll eine schöne Gegend gewesen sein.“ 😀
Natürlich stillen wir auch heute wieder unseren Hunger mit einem üppigen Essen in einer Dorfkneipe. Der Campingplatz ist klein, aber sehr gemütlich. Ebse und Henry haben ihn vorab ausgekundschaftet und uns angekündigt. Jörg und ich beobachten in der Nacht noch einige Spinnen und Tausendfüßer in den Sanitäranlagen. Die Spinnen sind extrem groß. Da verkriechen wir uns dann doch lieber schnell ins Zelt. Nachts hören wir Wölfe (?) jaulen.

 

1. Oktober 2019, Santillana del Mar – Celorio

Entfernung: 70,6 km, Anstieg: 1.019 m, Abstieg: 1.124 m
Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer erfrischenden Cola für Robert starten wir wieder. Es geht immer entlang der Küstenstraße leicht hügelig bergauf und bergab. Um unsere Stempelhefte zu füllen, fährt Robert fast jede Kirche an. Leider haben sehr viele geschlossen, so dass wir weit weniger Stempel sammeln als es Möglichkeiten gäbe. Wir kommen immer mal wieder an Pilgern vorbei, die zu Fuß unterwegs sind, freuen uns aber, einen Drahtesel zu haben. Die vielen Etappen entlang der Straße machen so doch mehr Freude. Heute führt uns der Weg wieder unmittelbar an Traumstränden vorbei. Um unser Abendlager nicht zu spät zu erreichen, nehmen wir uns aber keine Zeit für einen Sprung ins kühle Nass. Schön sind die Ausblicke dennoch. Mittags treffen wir uns (wie die anderen Tage auch) auf einen Snack mit Ebse und Henry. Die letzte Etappe führt uns auf der wenig befahrenen Landstraße Richtung Llanes. Leider kommt unserem Plan, Churros mit heißer Schokolade zu essen, ein Platten an Ramonas Rad in die Quere. Wir durchfahren das schöne Llanes daher nur schnell und fahren gezielt einen kleinen Campingplatz am Meer an, der uns richtig gut gefällt. Die raue Küste mit den Buchten und Felsvorsprüngen ist hier richtig reizvoll. Mit etwas mehr Zeit ließe es sich ganz wunderbar umherwandern. Wir überspringen aber diesen Part und bauen direkt die Zelte auf. Das Abend- und auch Morgenlicht verhelfen uns allerdings zu spannungsvollen Fotos. Da die Kneipe der Anlage schon in Winterruhe ist, müssen wir uns zum Abend mit aufgewärmter Tiefkühlpizza zufriedengeben. Bei unserem gesunden Appetit fällt das aber den wenigsten schwer.

 

2. Oktober 2019, Celorio – Gijón

Entfernung: 92,8 km, Anstieg: 1.492 m, Abstieg: 1.444 m
Heute, Überraschung: wieder viiieeele Berge. Und eine sehr lange Etappe. Wir versüßen uns die Etappe mit einer kuchenreichen Mittagspause in Ribadesella. Wir fallen über die üppige Kuchentheke her wie Wilde aus dem Dschungel, die seit Tagen nichts zu essen hatten. Die Verkäufer freuts und auch unser Gemüt erhellt sich. Im kleinen Radladen finden wir noch fehlendes Werkzeug und lassen einige Reifen aufpumpen. Am örtlichen Strand suchen Carola, Jörg und ich in Eiltempo Muscheln und Steine bevor es wieder aufwärts geht. Heute überqueren wir gefühlt ein Dutzend Berge. Mehrere Etappen zwingen uns zu schieben. Im „Tal des Todes“ geht es rapide bergab, bevor es wieder steil bergauf geht. Es schiebt sogar Robert. Eigentlich wollte er runter schalten, merkte aber dann, dass es kein runter mehr gibt. 😀 Der Ausblick auf Gijon in der Abenddämmerung ist wunderschön. Wieder müssen wir aufgrund der Schließzeiten auf einen anderen Campingplatz ausweichen. Aber dank Ebse und Henry müssen wir nur der Wegweisung der Beiden folgen. Allerdings erst spät kommen wir an. Es hindert uns aber nicht, wieder ausgiebig zu Abend zu essen. Nachts beobachten wir einige Feuersalamander gleich an der Steinwand hinter unseren Zelten.

 

3. Oktober 2019, Gijón – Arteu

Entfernung: 63,7 km, Anstieg: 891 m, Abstieg: 947 m
Wir trödeln beim Frühstück, trocknen die Zelte in der Sonne und kommen spät los. Anschließend trödeln wir in Gijon und beobachten Hunde am Stadtstrand. Dann trödeln wir an einem Feigenbaum zwischen Gijon und Avilés. Jörg und ich hängen ständig hinterher. Jörg ist abhängig nach Feigen und vergisst glatt, dass er mit einer Gruppe reist. 😀 …wir finden uns trotzdem wieder.
Zum Mittag treffen wir unsere Autofahrer in Avilés in einem innenliegenden Hof mit Markthalle. Wir kaufen Obst und bestellen uns Burger und Sandwiches. Mein Spanisch gerät auf Irrwege. Ich verstehe den Verkäufer so, dass 2 Mandarinen, 2 Birnen und eine Paprika 8,40 € kosten und schimpfe über den Preis. Als ich merke, dass es 84 Cent sind, lachen wir, wie günstig es ist. So nah liegen Leid und Elend beieinander. Gefühlt fahren wir heute weniger Bergstrecke, aber 1000 Höhenmeter werden es trotzdem. Wahrscheinlich haben sich unsere Muskeln schon daran gewöhnt und wir merken die Anstrengung nicht mehr so. Da auch der Zeltplatz bei Cudillero geschlossen ist, entgeht uns dieses süße Küstenörtchen, das ich auf früheren Reisen kennen- und lieben gelernt habe. Unser Campingplatz ist sehr klein und liegt unmittelbar unter einem großen Viadukt, auf dem die Autobahn lang verläuft. Eike, Jörg und ich nutzen die (fast letzte) Möglichkeit für ein Bad im Meer. Das Wetter schwächelt zwar gerade etwas (nachdem es den ganzen Tag heiß und sonnig war!), aber wir lassen uns das Bad im Meer nicht vermiesen. Nach einem ausgiebigen Ritt in den Wellen und einer Runde mit der Drohne fahren wir zurück und etwas später zum Essen in das Nachbardorf. Wieder essen wir uns durch Unmengen von Kassler, Fisch, Gehacktem, Pommes und Salat und „rollen“ danach (im Auto) zurück zum Zelt.

 

4. Oktober 2019, Arteu – El Franco

Entfernung: 80,3 km, Anstieg: 1.180 m, Abstieg: 1.148 m
Wir werden von Regen geweckt. Muss nach all der Sonne auch mal kommen. Alles gut. Wir frühstücken unter dem Dach der Toilettenanlage. Kaum gestartet lässt der Regen nach und es wird angenehm mild. Wir folgen der kaum befahrenen alten Bundesstraße mit all ihren Serpentinen und Aufs und Abs. Wir passieren kleine Dörfchen und viele Abzweige an einsame Strände. So auch die mir gut bekannte Playa de Silencio (Strand der Stille). Wieder reicht die Zeit nicht für einen Abstecher. Es hilft nichts. Wir müssen nochmal wiederkommen. Mittags treffen wir uns in Luarca. Das Restaurant ist etwas edler. Ich nutze die Chance und esse endlich mal Fabada – ein typisch asturianischer Bohneneintopf.
Obwohl die Strecke nicht so lang ist, ist bei uns gerade mal etwas die Luft raus. Wir gehen einer Idee nach und lassen uns die Shell-Muschel als Pilgerstempel eintragen. Es klappt und der Angestellte zuckt nicht mal mit der Wimper. Wahrscheinlich hatten vor uns bereits Pilger die tolle Idee und die Ähnlichkeit des Shell-Symbols mit der Jakobsmuschel erkannt. Am Abend bestellen wir in einem typischen Essensraum, einem Nebenzimmer der eigentlichen Gaststube, ein großes Menü für uns Acht. Es kostet samt Getränke gerade mal 100 €.

 

5. Oktober 2019, El Franco – Mondoñedo

Entfernung: 72,3 km, Anstieg: 1.035 m, Abstieg: 947 m
Kurz nach unserem Start müssen wir in Ribadeo einen ziemlich großen Umweg (20 km) um die Flussmündung des Eo machen, da die Brücke nur für den Autoverkehr zugelassen ist. Außerdem entscheiden wir uns für einen weiteren Umweg an der Küste anstatt den direkten Weg über die Berge zu nehmen. Aus Fehlern haben wir gelernt! Nun heißt es aber wirklich Abschied nehmen. Kurz hinter Ribadeo verlassen wir die Küste und biegen ins Festland Richtung Galicien ab. Hier wirkt die Landschaft noch gebirgiger und sehr grün. Wir müssen nochmal ordentlich reintreten bevor wir Mondoñedo erreichen, ein kleines süßes Bergörtchen mit einer ansehnlichen Kathedrale und vielen engen Gassen. Campingplätze sind ab jetzt nur noch rar gesät, daher nehmen wir uns ein Zimmer in einem Hotel. Das ist richtig luxuriös und verschafft uns erholsamen Schlaf. Am Abend gibt es Pizza mit Blick auf die Kathedrale. Jörg und ich ziehen nochmal durch die Nacht und erkunden den Ort. Die Bürgersteige sind leider bereits hochgeklappt.

 

6. Oktober 2019, Mondoñedo – Baamonde

Entfernung: 59,4 km, Anstieg: 859 m, Abstieg: 572 m
Und wieder sind wir bei gutem Wetter ins Bett und werden nass bei dem Gang vor die Tür am kommenden Morgen. Gemein! Wir radeln uns also wieder am Berg warm und machen richtig Höhenmeter. Das Ziel rückt langsam näher und wir sind mittlerweile geübte Bergradler/-innen. Ramona erklärt uns, dass man ab einem bestimmten Grad der Fettverbrennung nach Aceton riecht. Interessant! Ziemlich durchnässt legen wir 12 Uhr einfach ein zweites Frühstück in einer kleinen Dorfkneipe ein. Es gibt neben der Tortilla Española kleine Schokokuchen, die köstlich schmecken und ordentlich Energie liefern. Frisch gestärkt haben wir genug Mut für eine Abkürzung weg von der Straße und querfeldein durch Dörfer und über Berghänge. Diesmal lohnt sie sich richtig. Man bekommt einen Eindruck vom Leben in galicischen Bergen. Mittlerweile scheint die Sonne und wir kommen richtig zeitig am Zielort an. Jörg und ich nutzen dies für eine kleine Laufeinheit an einem Flüsschen, in den ich mich anschließend noch zur Abkühlung reinlege.
Natürlich gehen wir abends wieder essen. Das Ambiente und die Küche sind vorzüglich. Es gibt tellergroße Steaks (Chuletta), Filet vom Rind, Fisch oder Tintenfischringe, als Nachtisch Flan, Eis und andere spanische Köstlichkeiten. Und trotz des 3-Gänge-Menüs bezahlen wir wieder nur 140 € zu Acht. Echt verrückt…

 

7. Oktober 2019, Baamonde – Arzua

Entfernung: 53,0 km, Anstieg: 885 m, Abstieg: 892 m
Es ist sehr neblig, aber irgendwie märchenhaft. Der Weges- und Waldrand ist mit nassen Spinnweben verhangen. Irgendwie missverstehen sich die Rad- mit den Autofahrern und so verpassen wir ein gemeinsames Mittag mit Ebse und Henry. Dafür haben wir einen tollen Ausblick auf einen Berg, den wir überqueren müssen. Allerdings wissen wir es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Unser Glück. Mittlerweile ist auch die Sonne wieder da. Wir fahren einsame Wege und müssen an vielen laut bellenden, aber Gott sei Dank angebundenen Hunden vorbei. Auch wenn die einen leidtun können, verzichten wir auf das Wettrennen gerne. Die Bergüberquerung ist irgendwie auch toll und verschafft uns eine tolle Weitsicht über galicisches Bergland. Wegweiser teilen uns mit, dass Santiago nur noch 70 km entfernt ist. Hach, wie die Zeit vergeht.
Nach der Abfahrt ist es mal wieder Zeit für einen Platten. Es trifft Ramona. Kurz vor Arzua treffen der Camino del Norte und der Camino francés zusammen. Hui. Ab jetzt wird’s voll. Es sind richtig viele Pilger zu Fuß aber auch einige Radler unterwegs. Während die Wanderer eher abgemagert und kaputt aussehen, machen wir den Eindruck von Maden im Speck. Wenn irgendetwas auf dieser Reise nicht zu kurz kam, dann das Essen. Trotz der vielen verbrannten Kalorien sehen wir wohlgenährt aus.
Unsere Vorhut hat ein kleines Hostel ausgespäht und bereits eingecheckt. Zwei kleine Ferienwohnungen überragen das uns bekannte Zeltinnenmaß bei weitem. Der Ort ist lebendig und stark von Pilgern geprägt. Wir essen deftig und ziehen ein bisschen rum bevor wir schlafen gehen.

 

8. Oktober 2019, Arzua – Santiago de Compostela

Entfernung: 37,2 km, Anstieg: 554 m, Abstieg: 665 m
Leider ist es uns heute vergönnt bei schönstem Sonnenschein durch die Tore von Santiago zu rollern. Stattdessen erreichen wir wie begossene Pudel mit Mühe und Not die Stadt und machen noch ein letztes gemeinsames Radfoto am Ortseingangsschild. Überall Pilger, egal wohin man schaut. Das kann den Einwohnern der Stadt unmöglich gefallen. Wir checken ein und trocknen uns und die Sachen. Danach geht es in die Innenstadt. Die mittelalterlich geprägte Stadt ist über 1000 Jahre alt und nicht ohne Grund von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurden. Die vielen Paläste, Kirchen, Gassen und die markante Kathedrale lassen einen in historischen Zeiten schwelgen. Leider reihen sich fast ausschließlich Souvenirläden, Cafés und Kneipen aneinander. Die unzähligen Touristen und Pilger kann man auch kaum ignorieren. Trotzdem nutzen wir die drei restlichen Tage, um ausgiebige Erkundungstouren zu machen. Und natürlich holen wir uns unsere Urkunde – die Compostela – ab. Stolz posieren wir gemeinsam vor der Kathedrale und lassen uns fotografieren. So wie alle Anderen auch 🙂
Am Abend genießen Carola, Jörg und ich die Stille auf dem Vorplatz der Kathedrale als sich doch tatsächlich per Megaphon eine sehr große kirchliche Reisegruppe aus Speyer ankündigt. So schnell können wir gar nicht reagieren, wie der Platz in kurzer Zeit voller Speyeraner (etwa 200 Personen samt Bischof aus Speyer!) ist und die laut eine Vorstellungsrunde, ein Gebet und Chorgesang zum Besten geben. Eine spanische Band kontert und veranstaltet ein kleines Konzert unter den Arkaden gleich gegenüber. Da können auch einige Speyeraner nicht widerstehen. Bei Guantanamera nehmen wir schließlich reiß-aus.

 

11. Oktober 2019, Santiago de Compostela – Barcelona – Prag – Reichenbach

Unseren letzten Abend verbringen wir nochmal gemeinsam bei einem guten Italiener (jaja, wir hatten genug spanische Küche). Am nächsten Tag erleben wir noch einen Notfall im Flug von Santiago nach Barcelona. Der bewusstlose Mann kommt glücklicherweise kurz vor der Ankunft wieder zu sich und auch der von Eike bemerkte Gasgeruch erweisen sich als ungefährlich. So erreichen wir spät nachts auf Umwegen wieder Reichenbach.

In Summe haben wir an 10 Fahrtagen etwa 700 km und 10.650 Höhenmeter (nur Anstieg!) über unzählige Berge und zahlreiche Serpentinen zurückgelegt. Für all die Mühen entschädigt wurden wir durch traumhafte Weitsichten, wunderschöne Strände und niedliche urige Dörfer.
Ich bin froh, bei dieser großartigen Tour und der tollen Truppe dabei gewesen zu sein!
Sport frei!
Julia

  • querdurch e.V.

    querdurch e.V. ist DER Sportverein für attraktive Angebote in der Lausitz. Wir bieten Dir regelmäßige Trainingseinheiten, Aktivreisen, außergewöhnliche Jugendbegegnungen sowie Unterstützung bei ausgefallenen Wettkämpfen.